Es ist Wahlkampf: Ăberall hĂ€ngen die Plakate der Parteien an den Laternenpfosten, es gibt Wahlkampf an HaustĂŒren, Podiumsdiskussionen und viele andere Veranstaltungen, auf denen nicht nur die Kandidaten auftreten, die sich im jeweiligen Wahlkreis um ein Mandat im Bundestag bewerben, sondern selbst Spitzenkandidaten und Politiker zu sehen sind, die sonst nur ĂŒber die Mattscheibe des Fernsehens ins heimische Wohnzimmer flimmern.
Am Donnerstag Abend kam Claudia Roth in die kleine Stadt. Bevor die Veranstaltung auf dem Marktplatz begann, stellten die Helfer viele BĂ€nke rund um den Stehtisch, der vor dem Rathaus aufgebaut war: Hier sollte die VizeprĂ€sidentin des Deutschen Bundestages die Fragen der BĂŒrger beantworten, gemeinsam mit Lisa Badum, Direktkandidatin des Landkreises. Und die GĂ€ste sollten direkt drumherum sitzen, ganz nah, so dass sie auch wirklich ihre Fragen stellen konnten.
Doch zuvor galt es, die Menschen zu informieren: Da keiner ganz sicher war, ob die Veranstaltung auch wirklich in den Zeitungen angekĂŒndigt war, stellte Lisa mit ihren Helfern ein Plakat in der FuĂgĂ€ngerzone auf

Claudia Roth ist hier, sagt das Plakat.
und malte viele Pfeile auf das Kopfsteinpflaster, die alle zum Rathausplatz zeigten.

Lisa malt Pfeile aufs StraĂenpflaster.
Doch die BefĂŒrchtung, dass keine Zuschauer kĂ€men, erfĂŒllte sich nicht. Es kamen rund 150 Menschen zum Rathausplatz, setzten sich oder standen und hörten gut anderthalb Stunden zu, welche Antworten Claudia Roth auf die Fragen hiesigen Bevölkerung hatte.

Lisa und Claudia vor dem Rathaus.
Die Stimmung war recht vergnĂŒgt, nur einmal kam jemand vorbei und rief „Buh!“, wurde jedoch gleich aufgefordert, sich doch bitte an der Diskussion zu beteiligen, statt nur aus der Ferne buh zu rufen.
Altersarmut, Alleinerziehende, ĂberdĂŒngung, KindertagesstĂ€tten, bedingungsloses Grundeinkommen, menschenwĂŒrdige Pflege, Glyphosat, ElektromobilitĂ€t: Die Menschen hatten viele Fragen zu vielen Themen. Claudia Roth antwortete – und nutzte keine Floskeln dabei. Sie erklĂ€rte, warum sie bestimmte Ansichten zu den einzelnen Themen vertritt und wirkte dabei sehr sicher.
Als ein ErstwĂ€hler fragte, warum er denn die GrĂŒnen wĂ€hlen sollte, antwortete sie: „Weil die erste Liebe die Wichtigste ist!“: In welchem Land sie leben wollen, sollten sich die Menschen vor der Wahl gut ĂŒberlegen.
Mag sein, dass die Zahl von rund 150 Menschen nicht groĂ erscheint. DafĂŒr war Claudia Roth aber dicht an den Menschen. Und, mal ehrlich: Mit wie vielen Menschen lĂ€sst sich wohl gleichzeitig ein GesprĂ€ch fĂŒhren? Sicher nicht, wenn es Tausende sind.