Auch wenn es langsam dunkler wird, bleibt noch genĂŒgend Licht fĂŒr Stift und Block, fĂŒr Tastatur und Bildschirm sowieso. Ich weiĂ noch, wie ich das erste Mal allein in der DĂ€mmerung nach Hause lief, aus dem Nachbardorf. Der Geburtstag der Freundin war vorbei, jede ging nach Hause, wĂ€hrend die anderen jedoch in dem Dorf wohnten, musste ich ein Dorf weiter ziehen. Damals hatten die Eltern noch kein Auto, auĂerdem war es eher unĂŒblich, dass Kinder abgeholt wurden, jedenfalls dann, wenn sie zu FuĂ die Strecke selbst bewĂ€ltigen konnten. Nachmittags war ich mit dem Schulbus gefahren, dem Verkehrsmittel, das die Verbindung zwischen den Orten hielt, doch am Abend war nichts und niemand unterwegs.
Der Weg an der StraĂe entlang war zwar – wenigstens innerorts – beleuchtet, doch deutlich lĂ€nger. Ich entschied mich fĂŒr die AbkĂŒrzung und ging am alten Bahndamm entlang, dort, wo schon lange keine ZĂŒge mehr unterwegs waren. Ich ging so schnell ich konnte, aber ich rannte nicht. Ich wollte rechtzeitig wissen, ob sich ein Unheil anpirscht, spitzte die Ohren, hörte die MĂ€use unter den BĂŒschen ebenso rascheln wie die BlĂ€tter. Auch wenn meine Fantasie viele gruselige Gestalten in den dunklen Schatten sah, ich konnte mir einreden, dass sie ja tagsĂŒber auch nicht vorhanden, dass das, was ich jetzt in der Dunkelheit sah, nur Laub, Haselnussstecken und GrasbĂŒschel waren.
Es hat funktioniert. Und es funktioniert bis heute.
Weil niemand fĂŒr mich die Spinnen verjagt, muss ich es selbst erledigen, ganz gleich, wie sehr sie sich beschweren.
Daher habe ich heute nach Online-Meeting, Texten und einem WĂŒrstchen zum Mittag wieder ein Regal von Staub und anderen ĂŒberflĂŒssigen Dingen befreit. Es wird luftig, leicht, plötzlich ist Platz – und mir rĂŒcken die Dinge nicht mehr so auf die Pelle.