Jetzt sitze ich hier, der Tag ist noch nicht ganz vorbei und die freundliche Blognachbarin will wissen, was ich den ganzen Tag lang so gemacht habe, oder in kurz: WMDEDGT.
Ja, was mache ich den ganzen Tag? HĂ€tte meine Mutter diese Frage gestellt, wĂ€re sie eher rhetorisch, die Antwort ein schlichtes „Nichts“. Irgendwie fĂŒhlt sich der Tag auch so an, es scheint, als hĂ€tte ich nichts gemacht, oder wenigstens fast nichts, habe ich mich doch fast nicht von Tastatur und Bildschirm wegbewegt.
Das Fenster ist gekippt, so kommt Luft in den Raum und ich kann das Gezeter der Elstern hören. Sie beschweren sich, weil sie nicht die einzigen sind, die im Kirschbaum hoch oben rĂ€ubern, dabei sind die FrĂŒchte noch gar nicht richtig reif. Kriegen sie halt Bauchweh, was geht es mich an. Ich schreibe Protokoll, ein Skript, einen nĂ€chsten Text, antworte auf Mails, verschicke welche, in den Pausen zwischendrin inspiziere ich den KĂŒhlschrank, schĂ€le Möhren, Zwiebeln, Kartoffeln und Kohlrabi, schneide alles in WĂŒrfel und schubse die StĂŒcke vom Brett in die schwere Pfanne. Schmoren kann das Essen alleine, ich gehe zurĂŒck zum Computer, schreibe noch ein wenig weiter, dann gibt es etwas zu essen und mir ist nach Pause.

Katz liegt auf der Jacke. Da kannste nix machen…
Weil der Mitbewohner am Internet basteln möchte, ist Eile statt Pause angesagt, doch pĂŒnktlich zum Kaffee bin ich fertig. Puh. Will zwei Reihen stricken, doch die Katz gibt nicht nach, bleibt liegen und ich lasse es. Fahre statt dessen zur Goldschmiedin, die jetzt wieder offen hat und bringe SchmuckstĂŒcke zum Reparieren. Die Ohrringe fĂŒr das Kind sind ebenfalls fertig, und, was soll ich sagen, grinst mich doch eine Kette so unverschĂ€mt an, ja, jetzt ist sie bei mir.
Schnell einkaufen, ich brauche Jogurt und Milch, flitze durch die GĂ€nge, brauche nicht lange an der Kasse zu warten, doch als ich dort alles zurĂŒck in den Wagen packe, fehlt der AutoschlĂŒssel. Wo, zum Kuckuck, hat er sich versteckt? Die Kassiererin rĂŒckt meinen Einkaufswagen an ihre Seite, passt auf und ich gehe zĂŒgig durch den Laden, immer mit einem Blick auf Regale und KĂŒhltruhen, dort entlang, wo ich gerade eben gegangen, doch zu finden war nichts. Ich gehe an den Kassen vorbei, nach drauĂen, ĂŒber den Parkplatz zum Auto und siehe da, er steckt im ZĂŒndschloss. Super. Mein erstes Mal, gewissermaĂen.
ZurĂŒck nach Hause, den Einkauf verrĂ€umen und eine Brotzeit richten, die Blumen gieĂen, weil es nur auĂen regnet, nicht im Haus. Jetzt sitze ich hier, immer noch und fĂŒhle mich, als hĂ€tte ich den ganzen Tag nichts gemacht, nur hier auf dem Stuhl gesessen und Tasten auf der Tastatur gedrĂŒckt. Nichts, was bleibt, gewissermaĂen, nichts war vorzeigbar, schau her, das habe ich gemacht, ganz allein mit meinen HĂ€nden.
Da schickt das Kind ein Foto, mit neuen Socken an den FĂŒĂen, es freut sich und findet, ich solle die Katz doch mit Speck von der Jacke locken, dann könne ich weiterstricken, sie braucht diese bald.
So habe ich doch noch was geschafft, was Bleibendes, etwas, das getragen wird, Socken, bei denen es sich lohnt, Löcher zu stopfen und nein, die Löcher da vorne, die mĂŒssen so. Ganz genau so.
Wer jetzt von anderen den Tag nachlesen möchte, bitte sehr, hier entlang: Frau BrĂŒllen.
Ach und, bevor ich es vergesse: Ich schrieb einen Text, schickte ihn ab und bekam vor zwei Wochen die Nachricht: Er ist im Finale – und damit ich auch, stehe also am 20. Juni auf der BĂŒhne im Irrhain und lese. Wer nach Kraftshof bei NĂŒrnberg kommen mag, sei herzlich Willkommen. Es kostet auch keinerlei Eintritt.