Was ich schon immer mal wissen wollteâŠ
Gab es freitags GrieĂbrei, Pfannkuchen oder RĂŒhrei mit Spinat, murrte nicht einmal der GroĂvater ĂŒber das Essen, der sonst mindestens ein Haar in jeder Suppe fand.
Freitags gab es kein Fleisch: âWeil der Herr Jesus fĂŒr uns an einem Freitag gestorben istâ, deklamierte die katholische GroĂmutter jeden Freitag vor dem Essen, schlug das Kreuz und verrichtete das Tischgebet.
Und ich fand als Kind den Freitag wunderbar, nicht nur weil ich GrieĂbrei, Pfannkuchen und RĂŒhrei mit Spinat gerne aĂ, sondern auch, weil es statt Wursteinerlei auf Brot abends Fisch in TomatensoĂe und KrĂ€uterquark gab. Von mir aus hĂ€tte jeder Tag ein Freitag sein können.
Freitag als Fleischfastenverzichttag â macht das heute noch jemand?
Statt dessen grinsen die Angebote im Supermarkt, es gibt Schnitzelfleisch zum kleinen Kilopreis. Mit den Worten „Darf es noch ein bisschen mehr sein?“ spieĂt die dralle FleischereifachverkĂ€uferin schon das nĂ€chste FleischstĂŒck auf die Gabel und grinst mich an, als hĂ€tten wir vor Jahren gemeinsam die Grundschulbank gedrĂŒckt.
Die GrĂŒnen propagierten einst den Veggie-Day, den fleischlosen Donnerstag. Doch solche Forderungen stieĂen auf Widerstand, schlieĂlich mag sich kaum jemand vorschreiben lassen, was wann im Kochtopf zu landen hat. Schon die Mönche im Mittelalter wussten, wie sich das Fleischverbot mit Biberbraten findig umgehen lieĂ. Biber? Das ist doch kein Fleisch, er wohnt ja wie ein Fisch im Wasser. Die Menschen versteckten das Fleisch in Mehlteig, ihren neckischen Namen „HerrgottsbescheiĂerle“ tragen die Maultaschen bis heute.
Es stimmt schon: Wird weniger Fleisch gegessen, werden weniger Tiere getötet, weniger Tierfutter gebraucht, weniger Mist, GĂŒlle und Methan produziert. Doch die schiere Menge an WĂŒrstchen, Schnitzeln, HĂŒhnerbeinen, Grillfackeln und anderen Fleischbrocken, die in jedem Supermarkt und jeder Metzgerei herumliegt, lĂ€sst meinen kleinen Fleischverzicht fast aussichtslos erscheinen. Wird das alles wirklich gekauft und gegessen? Oder wird es, wenn es das Ende der Haltbarkeit erreicht hat, irgendwo ungesehen entsorgt?
Fleisch ist nichts Besonderes mehr, so wie es das frĂŒher einmal war, als es noch so teuer war, dass ein Braten höchstens am heiligen Sonntag in die Röhre kam, zur Feier des Tages quasi.
Vielleicht sollten wir freitags lieber auf was anderes verzichten? Ich meine, Fleisch ist ja nun wirklich kein echter Verzicht â auch bei den leckeren Alternativen, die es gibt. Lediglich Menschen, die sich dem mengenorientierten Fleisch- und Bratwurstkonsum hingeben, fĂŒr die dĂŒrfte ein fleischloser Freitag echter Verzicht sein.
Wie wĂ€re es also mit: Freitags keine Schokolade, oder kein Kaffee oder kein Alkohol? Diese Genussmittel sind fĂŒr unser Leben scheinbar ĂŒberlebenswichtig, und der Verzicht darauf dĂŒrfte manchen Menschen schwerer fallen, als ein Tag ohne Schnitzel und Bratwurst. Oder: Freitags kein Fernsehen, kein Internet und kein Youtube?
Statt dessen: Zeit fĂŒr, ja was eigentlich? Womit lĂ€sst sich die Zeit verbringen, wenn weder Fernseher, Radio, Computer oder Handy lĂ€uft? So ganz old school gewissermaĂen, anno 1899.