Vor einiger Zeit gab es in der Frankfurter Allgemeinen ein witziges Tool, mit dem der eigene Schreibstil mit dem Schreibstil bekannter Schriftsteller verglichen werden konnte. Damit aber zunächst der Blogpost gelesen wird, gibt es den Link erst am Ende desselben.
Der Webmasterfriday fragt in dieser Woche nach dem eigenen Schreibstil. Ob ich einfach und frei nach Schnauze schreibe oder elaboriert, also komplex und differenziert. Das kommt ganz darauf an. Weder mag ich ein Stakkato an kurzen, abgehackten Hauptsätzen, noch ein Durcheinander an Schachtelsätzen, bei denen das entscheidende Verb – das funktioniert im Deutschen ganz wunderbar – erst ganz am Schluss zu finden ist.
Ich versuche, verständlich zu schreiben. Mich kurz zu fassen – und trotzdem nichts Wesentliches zu vergessen. Ich weiß, dass im Internet anders gelesen wird, als auf dem Papier, auch aus meiner eigenen Erfahrung. Langweilt der Schreiber, bin ich fix weg. Das hat allerdings nichts mit der Satzlänge zu tun, ich lese auch gerne verschachtelte Sätze. Nicht alle Gedanken sind gerade und klar, manchmal sind die krummen Wege interessant, in ihnen lassen sich wie in einem Garten mit gewundenen Pfaden interessante Ideen entdecken. Allerdings fand ich auch schon solch kompliziert geschriebene Sätze, dass ich gedachte habe: Was hat der denn geraucht? Haben will…
Ich versuche, Bilder zu finden, damit abstrakte Gedanken verständlich werden. Es ist ein Unterschied, ob jemand einfach zur Arbeit geht, dorthin trottet, sich um die Ecke drückt oder davonschleicht. Das kann eine Metapher, Anapher oder ein anderes Stilmittel sein. Hier ist eine schöne Übersicht über die unterschiedlichen Stilmittel: Link.
Ich versuche, das Passiv zu meiden: „Dem Passiv gilt die Liebe von Gebrauchsanweisungen, Kochbüchern und Behördenbriefen“, schrieb Wolf Schneider in seinem Buch: „Deutsch fürs Leben“. Die Schriftsprache kann ziemlich kompliziert sein, ich erinnere mich noch gut an manche Deutschstunde in der Oberstufe, als uns der Lehrer die unterschiedlichsten Formen und ihre Feinheiten beibringen wollte. Manchmal bedauere ich heute, dass ich damals nicht besser aufgepasst habe. Denn mit Hilfe des Konjunktivs oder anderer Konstruktionen lassen sich manche Feinheiten besser ausdrücken. Da hilft nur: Nachschlagen, wenn ich was nicht weiß. Falls es mir auffällt. Wenn nicht, nun, dann bleiben Fehler stehen, von denen ich nicht weiß, dass es welche sind. Passiert bestimmt.
Ich lese viel: Bücher, andere Blogs, Zeitungen, was mir eben so zwischen die Finger und vor die Nase kommt. Dabei merke ich schnell, wann mich ein Artikel langweilt und ihn nicht zu Ende lesen mag. Ich versuche herauszufinden, wie jemand schreibt, von dem ich gerne etwas lese: Was macht der anders als ich?
Ich besuche Seminare: Die Bundesakademie in Wolfenbüttel hat einiges im Programm, bei dem sich Schreiben lernen lässt. Einfach stöbern. Ich war schon in Seminaren, die ´beispielsweise von Harald Martenstein (Kolumnenschreiben), Christoph Biemann (Schreiben wie die Maus) oder Klaus Viedebantt (journalistischer Reisebericht) geleitet wurden.
In diesem Beispiel: Link nimmt Johannes Flörsch einen wunderbar überdrehten Satz ein wenig auseinander.
Ich lerne immer weiter, probiere Dinge aus, und schreibe. Fertig werde ich damit vermutlich nicht. Und jetzt gibt es – quasi als Belohnung fürs Lesen – noch den oben versprochenen Link:
Faz.net: Ich schreibe wie…
Da der Link zur Faz laut Alex nicht dorthin führt, wohin er soll, hier jetzt ein anderer. Den hab ich vorher extra ausprobiert, er sollte also funktionieren:
Ich schreibe wie… (und führt zu einer englischsprachigen Seite)
Hier ist (dank Stefan) der Link zum deutschsprachigen Test: Ich schreibe wie…
Also ich habe gerne bis zum letzten Buchstaben gelesen. Gleich werde ich den Link klicken und bin weg. Ich komme aber bestimmt wieder, denn es hat mir gut gefallen.
Ich glaube, wer einmal angefangen hat zu schreiben, und Spaß daran gefunden hat, der wird süchtig.
LG Sibylle
Hallo Sibylle,
Das ist es ja: Es macht Spaß. Vor allen Dingen, wenn ich Antworten kriege oder merke, dass es eine Resonanz gibt. Viel Vergnügen noch beim Lesen 🙂
viele Grüße
Jaelle Katz
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Oh. Das ist ja nett. 🙂
Ich hoffe, es macht Dir Spaß.
viele Grüße,
Jaelle Katz
Finde es wichtig, auf die Quellen der Inspiration zu verlinken 🙂
Danke schön. Dafür kann ich in Deinem netten Blog stöbern, den ich sonst bestimmt erst Jahre später oder so gefunden hätte.
viele Grüße
Jaelle Katz
Ups, da hast du mich aber sehr und freudig überrascht! Mein Blog wird auf einem anderen erwähnt – das freut mich, und sage artig: „Dankeschön!“
lg
johannes
Das ganze heißt ja auch „inter-net“ und nicht „end-of-sackgasse“, wir mir neulich jemand sagte. 🙂
Außerdem passte Dein Beitrag heute so hübsch zum Rest.
viele Grüße
Jaelle Katz
Kompliment zurück!
Einen schönen Sonntag und liebe Grüße!
johannes
Wenn man den Spaß am Schreiben im Stil raus lesen kannn, hat man vieles richtig gemacht. Und wenn man verständlich das rüber bringt, was man sagen will, dann hat man es noch richtiger gemacht. A pros pos Spaß. Ich habe mit Freude den Beitrag gelesen, und er hat mich erkennbar nicht in die Flucht geschlagen. In dem Sinne schönes Wochenende und HG Hans
Hallo Hans,
vielen Dank für Dein Lob. So zu schreiben, dass es dem Leser Freude macht, ist nicht immer einfach. Denn ich bin der Schreiber, ich sehe meinen Text ganz anders und eben nicht als Leser.
Dir ebenfalls ein schönes Wochenende,
viele Grüße
Jaelle Katz
Hallo,
ich mache zwar nicht beim Webmaster Friday mit, habe deinen Blog aber trotzdem gefunden 🙂 Ich bin beeindruckt, wie viel Mühe du dir mit dem Schreiben bzw. dem Lernen machst. Ob es nun daran liegt oder du ein Naturtalent bist, jedenfalls liest sich dein Text sehr angenehm. Vielen Dank auch für den witzigen Link zur faz. Habe ich natürlich gleich ausprobiert.
Viele Grüße
Ann-Bettina
Hallo Ann-Bettina,
danke für Dein Lob. Ich antworte einfach mit einem Zitat von Wolf Schneider, in dessen Büchern ich immer wieder und sehr gerne stöbere: „Es soll Spaß machen zu lesen, ob man im Lesen fortgebildet worden ist, oder nicht.“ Deswegen freue ich mich über Dein Lob.
Viele Grüße
Jaelle Katz
Toll, dass noch jemand Schneider liest
Ja klar. Zum Stöbern ist der immer gut. Ich hab ihn auch schon oft verborgt – und mir danach immer wieder neu gekauft, weil er den Weg zu mir zurück nicht fand…
Pingback: [Webmasterfriday]: Kein Gossenslang und -bitteschön- ohne Fremdwörter › Netzexil.de
Hi,
habe jetzt eben den Link bei Faz.net ausprobieren wollen, gab den Text ein, aber dann wurde ich einfach auf einer der Seiten weiter geleitet und konnte nicht erfahren, was nun Sache bei meinen Texten ist. Ich hatte meine Texte schon früher getestet und es hiess, es wäre wie Belletristik. Hier der Link zu Wikipedia, falls jemand wissen möchte, was es genau ist: http://de.wikipedia.org/wiki/Belletristik
Aber mir ist es doch gleich, ob es nun Belletristik ist oder nicht, viel mehr ist es wichtiger, dass meine Schreibe für den Leser verständlich ist.
Bei dir liest man auch sehr gerne und bis auf einige Fremdwörter versteht man alles. Wenn ich welche Fremdwörter nicht weiss, schlage ich meistens im Online-Duden nach und das wäre auch nicht so tragisch, wie ich finde.
Hi Alex,
oh. Gestern ging der Link noch. Da kümmere ich mich gleich morgen früh darum. Und was die Fremdwörter betrifft: Ich bemühe mich, so wenig wie möglich davon zu verwenden. Manchmal geht es leider nicht ohne solche. Sonst würde die Sprache zwar richtig einfach, dann lassen sich aber manche Gedanken nicht mehr schreiben. Ich habe mal Leute erlebt, die sich in Gebärdensprache unterhalten, weil sie nicht hören können, da ist es manchmal unglaublich schwer, mitzuteilen, was ich meine.
viele Grüße
Jaelle Katz
Hi Jaelle,
vielen Dank für die schnelle Rückmeldung hier im Kommentar. Ok, dann kann ich den Link demnächst vll. mal benutzen, weil es mich doch ein wenig interessiert :).
Ja, für Manches verwenden wir Deutsche nun doch einige Fremdwörter. Allzu arg schlimm finde ich diese Internationalisierung eher nicht und ich weiss mir zur Not mit dem Online-Duden zu helfen.
Hi Alex,
es gibt einen neuen Link und ich hoffe, dass dieser besser funktioniert. 🙂
Was die Fremdwörter betrifft: Es kommt darauf an. Für manche Dinge, wie beispielsweise die grammatikalischen Fachbegriffe, sind sie manchmal einfacher. Was nutzt es den Kindern, wenn sie erst in der Grundschule „Hauptwort“ und „Tuwort“ lernen, um später doch mit „Substantiv“ und „Verb“ klarkommen müssen.
Hi Jaelle,
vielen Dank für den neuen Link. Es hat nun geklappt. Ich schreibe also wie Kurt Vonnegut, ein englischer Schriftsteller aber. Wahrscheinlich kann das Tool keinen deutschen Dichter finden oder es ist so nicht vorgesehen. Aber gut, Hauptsache Spass am Schreiben zu haben :).
Hi Alex, danke für die Rückmeldung. 🙂 Wie zuverlässig ein solches Tool ist, weiß ich selbstverständlich nicht, aber ein netter Gag ist es allemal.
Der Link am Ende des Texts führt zu einer englischsprachigen Website und analysiert nur englische Texte.
Ich habe noch diese Seite hier gefunden: http://ich-schreibe-wie.de/
Sieht gleich aus wie die englische, ist aber auf deutsch.
Hallo Stefan,
danke für Deine Aufmerksamkeit. 🙂 und für Deinen Link. Dass der andere Link zu einer englischen Seite führt, hab ich zwar bemerkt, aber er hatte nichts dagegen, dass ich dort einen deutschsprachigen Text eingebe 😉
viele Grüße
Jaelle Katz
Ja, akzeptiert wird alles. Mein Schreibstil entsprach dann aber Edgar Allan Poe, das fand ich merkwürdig 😉
Bei mir kam zwar auch irgendein englischsprachiger Schriftsteller heraus, aber da hab ich nicht weiter darüber nachgedacht. Die gibt es ja längst auch auf Deutsch übersetzt. 🙂
Wobei auch bei der Deutschen Version ja eher der Schreibstil des Übersetzers von J.K. Rowling oder von Stieg Larson gemeint sein dürfte 😉
Das passiv zu meiden ist eine der wichtigsten Schreibtipps überhautp! Darauf achte ich auch immer, auch wenn ich In meinem Beitrag zum Webmasterfriday zugeben musste das mir das nicht immer gelingt 😉
Ja, da hast Du Recht. Manchmal mogelt sich ein Passiv gerne unauffällig unter. 🙂 Ich versuche einfach immer herauszufinden, wer eigentlich handelt. Dann passiert das weniger. Eine weitere Falle stellt gerne der erweiterte Infinitiv mit „zu“: Hier hab ich mir angewöhnt, sofort nachzugucken, wenn ich einen solches „zu“ tippe, ob sich dieser dahinter versteckt. 😉
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